Erfolgreiches Symposium gegen Fachkräfte-Mangel

Best-Practice-Beispiele

aus der Südpfalz – für die Südpfalz

Südpfälzische Wirtschaftsförderung zeigt anhand von Beispielen aus der Praxis neue Wege.

Rund 60 Gäste aus Wirtschaft und Verwaltung empfing die Arbeitsgemeinschaft Wirtschaftsförderung Südpfalz gemeinsam mit der Initiative „We move it“ des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministeriums vergangene Woche beim Fachkräfte-Symposium „Aus der Südpfalz – Für die Südpfalz“. Von den südpfälzischen Wirtschaftsförderungen bereits 2022 angestoßen, war diese Veranstaltung in der Landauer Jugendstil-Festhalle eine weitere Station auf dem Weg, die größten Herausforderungen der Unternehmen – vor allem den Fachkräftemangel – gleichermaßen lösungsorientiert, regional sowie gemeinsam und vernetzt anzugehen. Die eingeladenen Referenten berichteten über ihre Erfolge gegen den Fachkräftemangel durch gezielte Mitarbeiterentwicklung, realisierte Nachwuchs-Rekrutierung aus dem Ausland, Qualifizierung eigener Mitarbeitenden sowie gelungene Motivation junger Menschen zur Berufsorientierung.

Martin Thul, Leiter der Initiative „We move it“ und gleichzeitig Geschäftsführer des Commercial Vehicle Clusters CVC Nutzfahrzeuge GmbH, moderierte den Nachmittag: „Einem ersten Automobil-Gipfel im Sommer letzten Jahres folgten vertiefende Einzelgespräche in den Betrieben der Region über die Fachkräfte-Problematik. Im Ergebnis erhielten wir einen breiten Strauß an konkreten Problemlagen, Lösungsansätzen und Unterstützungsbedarfen. Daher entschieden wir uns, eine Auswahl an Best-Practice-Beispielen auf die Bühne zu holen, die vor allem den kleineren und mittleren Unternehmen schnell umsetzbare Lösungsansätze bieten. Das ist uns gelungen.“

Transformationserfolg durch Fachkräfte-Entwicklung

Kai Ellenberger sieht den Menschen im Mittelpunkt.

Kai Ellenberger vom gleichnamigen Metall-Verarbeitungsbetrieb in Kaiserlautern ist überzeugt, dass sein Erfolg bei der Transformation in Richtung Automatisierung und Digitalisierung vor allem durch ganz gezielte Fachkräfte-Entwicklung gelang. Vom reinen Werkstatt-Betrieb hat sich sein Unternehmen zum Serienfertiger entwickelt, das mit nur rund 25 Mitarbeitenden auch für Großkunden interessant ist.

„Der wesentliche Faktor für diesen Erfolg ist der Mensch“,

so Ellenberger.

„Denn er ist und bleibt bei aller Digitalisierung und Automatisierung der wesentliche Faktor. Der ursprünglich reine Maschinenbediener wird nicht nur zum Anlagenbetreuer, sondern auch zum Entscheider, Problemlöser und Wissensmanager. Dazu muss er befähigt und motiviert werden.“ Beispielhaft zählte Ellenberger Veränderungen auf, die auch seine langjährig Beschäftigten überzeugten. Diese betrafen sowohl fachliche Hilfestellungen von außen als auch Motivations-Booster wie die Einbeziehung persönlicher, berufsunabhängiger Interessen oder eine offene Arbeitszeitgestaltung. „Alle Mitarbeiter sind weiterhin an Bord“, schließt Ellenberger, „dem Fachkräftemangel konnten wir so sehr erfolgreich entgegenwirken.“

Ruanda – Win-Win-Situationen durch Ausbildungspartnerschaften

„Wir haben eine Win-Win-Situation durch internationale Ausbildungspartnerschaften geschaffen“,

berichtete Reiner Rudolphi

von der Rema Fertigungstechnik GmbH in Sembach in seinem Impulsvortrag. „Bereits 2014 haben wir mit unserem Projekt ,Machining for Rwandas Future‘ durch die Ausbildung junger Ruander sowohl unseren eigenen Fachkräftebedarf gedeckt als auch den Aufbau des industriellen Sektors in Ruanda vorangebracht.“ Die Nachwuchskräfte werden in Ruanda sorgfältig ausgewählt und absolvieren Deutschkurse bis zum Level B1, bevor sie nach Deutschland kommen. Tatsächlich bleiben viele der hochmotivierten jungen Menschen nach der Ausbildung dauerhaft hier und füllen nun manch eine Fachkräfte-Lücke. „In Deutschland fischen die Unternehmen in einem recht leeren Nachwuchs-Teich, in Ruanda ist dieser Teich randvoll.“ Heute bleiben die Ausbildungsstellen zum Maschinen- und Anlagenführer sowie zum Zerspanungsmechaniker bei der Rema daher nicht mehr leer. Reiner Rudolphi will diese internationalen Ausbildungspartnerschaften ausbauen: „Aus dem Projekt wurde zwischenzeitlich ein eigenes Unternehmen: Das Projekt ,ZUBEE‘ unterstützt Unternehmen, die einen ähnlichen Weg einschlagen möchten. Aktuell haben wir bereits 25 Schüler aus Ruanda in Industrie- und Handwerksunternehmen vermittelt.“

Bewältigung des Fachkräftemangels durch geförderte Qualifizierung

Diakonissen Bethesda Landau: Nutzt das Qualifizierungschancen-Gesetz für die Weiterentwicklungsmöglichkeiten der Mitarbeitenden.

Von einer Hilfskraft sprach Pflegedienstleiter Christian Weidemann von Diakonissen Bethesda in Landau in seinem Gespräch mit Teamleiter Alexander Hahn vom Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit: „Die Mitarbeiterin war ungelernt, aber sie konnte mehr, war motiviert und an einem Berufsabschluss im Altenpflegebereich sehr interessiert. Ihre persönlichen Lebensumstände verwehrten ihr aber zunächst den Weg in ein Ausbildungsverhältnis, da die Vergütung für sie als alleinerziehende Mutter mit ihren Kindern einfach nicht gereicht hätte.“ Hier kam der Berater vom Arbeitgeber-Service zu Hilfe: „Über das Qualifizierungschancen-Gesetz wurde es möglich, dass die motivierte Hilfskraft ihre Ausbildung absolvieren und weiterhin ihr bisheriges Gehalt beziehen konnte“, so Alexander Hahn, „die Agentur für Arbeit erstattete die kompletten Ausbildungskosten, ebenso die Gehaltskosten für die tatsächliche Ausfallzeit wegen der Ausbildung zu 100 Prozent.“ „Das hat uns als Arbeitgeber attraktiv gemacht“, ergänzte Weidemann. „Natürlich müssen wir betriebswirtschaftlich denken: Den Ausfall der Arbeitskraft während der Ausbildungszeit konnten wir aufgrund der Erstattung von Lohn- und Weiterbildungskosten kompensieren.“

„Heute freuen wir uns umso mehr, dass wir die Mitarbeiterin mit ihrer neuen Qualifikation an einem höherwertigen Arbeitsplatz beschäftigen können. Und, ganz ehrlich: Die Bürokratie ist gar nicht so groß“,

so Hahn.

Er ermutigt zur Kontaktaufnahme. Wo auch immer der Bedarf bestehe, Mitarbeitende durch Aus- oder Weiterbildung so zu fördern, dass höherwertige Arbeitsplätze besetzt und Mitarbeitende gebunden werden, stünden die Kollegen vom Arbeitgeber-Service mit Rat und Tat zur Seite.

Neue Konzepte zur Vernetzung von Talenten und regionalen Unternehmen

Im Fokus: Jungen Menschen Mut machen, den eigenen Weg zu finden.

Frederic Keller, Mitbegründer der Mein Mutiger Weg GbR, nahm in seinem Impulsvortrag die jungen Menschen in den Fokus. „Schülerinnen und Schüler tun sich bei ihrer Berufswahl sehr schwer“, weiß Keller und führte aus: „Die Flut an Informationen über unzählige berufliche Möglichkeiten sowie der Einfluss von Freunden und der Druck der Eltern verunsichern die junge Menschen. Nicht zuletzt durch wenig persönliches Selbstvertrauen und der Sorge, sich falsch zu entscheiden, sind sie oft völlig überfordert und verspüren Angst. Der Entscheidung, wie es nach der Schule weitergehen soll, stehen sie letztendlich planlos gegenüber.“ In Mutmacher-Seminaren an Schulen setzen er und sein Team genau dort an und ermutigen ihr junges Publikum, sich selbst zu entdecken:

„Wir schaffen in unseren Workshops einen interaktiven Raum, in dem Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Stärken erkennen und sich für ihre wirklichen Interessen begeistern können“,

sagt Frederic Keller.

Mit mehr als 35.000 erreichten jungen Menschen, vor allem in der Südpfalz, hat die junge Firma nach eigenen Angaben bereits erheblichen Einfluss genommen und bietet auch nach den Seminaren eine weiterführende Betreuung an. Frederic Keller betont die Notwendigkeit einer neuartigen Berufsorientierung, die eine intensivere Vernetzung zwischen Schulen und Unternehmen beinhaltet. „Es reicht nicht aus, nur einmal im Jahr am Tag der Berufe zusammenzukommen. Eine effektive Berufsorientierung erfordert eine kontinuierliche und vielfältige Zusammenarbeit“, appelliert er. Gemeinsam mit Christian Schwab vom Südpfalz Innovation Hub hat er eine weitere Idee entwickelt: „Die Art und Weise, wie wir berufliche Möglichkeiten unseren Schülern präsentieren, muss sich grundlegend ändern“, ist Schwab überzeugt. „Wir brauchen eine neue Matching-Plattform, auf der Arbeitgeber mit einer schülergerechten, persönlichen Ansprache für sich werben, zur Interaktion ermutigen und ihre Arbeitgebermarke stärken können.“ Schwab ergänzt: „Wir sind hier gerade in der Entwicklung und laden weitere Partner ein, sich von Anfang an an dieser Initiative zu beteiligen.“

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Ausklang fand das Fachkräfte-Symposium nach den Vorträgen in einem „Get-Together“ mit den Gästen, bei dem zahlreiche Visitenkarten getauscht sowie die Redebeiträge vertiefend diskutiert wurden. „Das ausschließlich positive Feedback unserer Gäste freut uns sehr“, so Maria Farrenkopf von der Wirtschaftsförderung des Landkreises Germersheim, „gerne stehen wir von der ARGE Wirtschaftsförderung Südpfalz mit Rat und Tat zur Seite, wenn Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber im Nachgang noch Informationen oder eine Kontaktvermittlung benötigen.“