Tiefdruck made in Landau: Firma Rose Druck

Tiefdruck ist ihr Geschäft: Dass das mal so sein wird, war eine ziemliche Überraschung für Linn Rose selbst. Ihre berufliche Passion hatte sie bereits im Kommunikationsdesign gefunden. Nach fünf Generationen unter männlicher Leitung hat sie dennoch 2024 den Familienbetrieb Rose Druck in Landau von ihrem Vater Bernd Rose übernommen. „Es war Liebe nach genauem Hinsehen“, sagt die heutige Inhaberin einer der letzten beiden Tiefdruckereien in Deutschland und Mutter zweier Kinder. Denn eigentlich hatte die Wahlmünchnerin bereits einen ganz anderen Berufsweg eingeschlagen.

Das Unternehmen, das sie nun führt, ist zur Rarität unter den Druckereien geworden. Noch vor einer Generation gab es rund 30 Tiefdruckereien in Deutschland. „Die Druckbranche wurde in den letzten Jahren durch die Digitalisierung, den Onlinehandel, der den Bedarf an gedruckten Werbemedien zusätzlich reduzierte und einem generellen Wandel der Marketingkonzepte, die zunehmend auf Papier verzichten, stark gebeutelt. Viele Druckereien sind dem zum Opfer gefallen. Auch viele hocheffiziente Tiefdruckereien. Der Fokus dieses Druckverfahrens auf hohe Auflagen und schnelle Produktion macht sie zu Spezialisten für Katalog- und Werbeprospektdruck“, sagt die Geschäftsführerin. Rose Druck hat bislang jede Krise gemeistert und damit dem allgemeinen Branchentrend getrotzt. „Natürlich ist es eine besondere Herausforderung, ein Druckunternehmen in der heutigen Zeit wirtschaftlich in die Zukunft zu führen“, sagt Linn Rose. „Wenn ich aber der Meinung wäre, das ginge nicht, stünde ich heute nicht hier“, betont sie.

Gegen den Trend

In Zeiten, in denen andere Tiefdruckereien Investitionen zurückfuhren und Produktionsmöglichkeiten abbauten ging Bernd Rose einen Schritt nach vorne. „Vor einigen Jahren hat mein Vater in eine komplett neue Maschinenstraße investiert. Jetzt profitieren wir von drei Produktionslinien, können somit flexibler auf Kundenwünsche reagieren und haben eine höhere Produktionssicherheit“, erklärt Linn Rose.

Das Tiefdruckverfahren ist an keine Papier DIN Normen gebunden. Von riesigen Papierrollen wird frei zugeschnitten. Dadurch fällt kaum Materialüberschuss an. Ein hoch effizientes Verfahren, das am Ende der Maschine ein versandfertiges Produkt ausgibt: Kataloge oder Werbeprospekte für die Global Player in ganz Europa.

Wer also heute ein Werbeprospekt oder einen Katalog in Papierform in den Händen hält, blättert mit großer Wahrscheinlichkeit in einem Produkt der Firma Rose Druck.

„Mit der Druckerei bin ich groß geworden, aber ich habe nicht mit dem Gedanken gespielt, ebenfalls in die Druckereibranche einzusteigen. Mein Vater Bernd Rose ist Tiefdruck-Techniker mit Leib und Seele. Er kennt jede unserer Maschinen noch heute bis zur aller kleinsten Schraube samt ihrer Aufgabe. Ein Wissen und eine Begeisterung, die mich schon immer schwer beeindruckt haben“, erzählt Linn Rose, die viele Jahre für eine Agentur in München als Kommunikationsdesignerin tätig war.

„Ich hatte mich für einen anderen Berufsweg entschieden. Eine Nachfolge im Familienunternehmen war für mich gedanklich sehr weit weg. Ich ging immer davon aus, dass mein Bruder übernehmen wird“, erzählt sie weiter.

Eines Tages vor etwa sechs Jahren lud Bernd Rose seine drei Kinder zu einem gemeinsamen Essen ein und verkündete, dass er sich bis zu seinem 70. Lebensjahr aus dem Unternehmen zurückgezogen haben möchte. Dann stellte er die entscheidende Frage: Wer übernimmt den Familienbetrieb? Zwei der Geschwister waren beruflich so fest gebunden, dass eine Nachfolge nicht in Frage kam. „Ich blieb übrig“, schmunzelt Linn Rose.

Eine Zusage konnte sie ihrem Vater nicht sofort machen. „Ich brauchte Bedenkzeit. Seit meiner Kindheit habe ich das Unternehmen und die Branche von außen begleitet. Das Unternehmen hat unsere Familie geprägt. Natürlich habe ich, auch wenn ich nie im beruflichen Alltag oder im Tagesgeschäft im Unternehmen tätig war, die Höhen und Tiefen miterlebt. Also wusste ich um die Herausforderungen, eine der letzten beiden Tiefdruck-Unternehmen in Deutschland zukunftsfähig weiterzuführen“, so Rose.

Mit Coaching zur gelungenen Übergabe

„Schlussendlich habe ich mir eine Coachin genommen, die sich auf Unternehmensnachfolgerinnen spezialisiert hat.“ Ein Schritt, der sich gelohnt habe. „Dr. Daniela Jäkel-Wurzer ist selbst Unternehmertochter und Nachfolgerin. Sie hat sich in der Nachfolgeberatung auf weibliche Nachfolge spezialisiert.“ Warum? Die Aussage der Coachin ist eindeutig: Nachfolgerinnen übernehmen anders.

„Die Option unser Familienunternehmen als Nachfolgerin in die Zukunft zu führen hat mich kalt erwischt“, sagt Rose. Für sie stellten sich im Vorfeld einige Fragen, die zwischen ihr und der Entscheidung für eine Nachfolge standen. Allen voran war sie sich nicht sicher, ob sie ein technisch geprägtes Unternehmen kompetent führen wird. „Ganz klar ist mir gewesen, dass ich die riesen Fußstapfen meines Vaters, die er mit seiner hohen technischen Sachkenntnis getreten hat, nur Stück für Stück füllen werde. Er steckte wortwörtlich mit beiden Armen tief in jeder unserer Maschinen. Sein technisches Know-How, seine Expertise im Druckverfahren und seine Marktkenntnis ergaben für mich eine Liga, in der ich nicht von Tag eins an spielen kann“, erzählt die Nachfolgerin. Wenn sie die Geschäftsführung übernehmen wolle, so war ihr klar, müsse sie wesentlich mehr in die Expertise ihrer Mitarbeitenden vertrauen – führen und gleichzeitig Verantwortung abgeben. „Für mich blieb also die große Frage: Wie kann ich zu- oder absagen, wie eine Entscheidung treffen, ob ich eine passende Nachfolge bin?“

Projekt ‚Wasserfarben‘

Im Coaching öffneten sich neue Wege. Doktor Daniela Jäkel-Wurzer schlug vor, mit einem Projekt ins Unternehmen einzusteigen, um auszuloten, ob das Unternehmen mit seinem Team und Linn Rose zusammenpassen.

„Ich stieg ins Unternehmen mit dem Projekt ‚Wasserfarbe‘ ein. Etwas über ein Jahr haben wir geprüft und in intensiver Zusammenarbeit den Prozess entwickelt, wie wir wasserbasierte Farben im Illustrationstiefdruck einsetzen können.“ Mit diesem, von ihrer Coachin initiierten, Projekt konnte Linn Rose sich selbst die Frage beantworten, ob sie es für möglich hält, das Unternehmen in Richtung Nachhaltigkeit zukunftsfähig zu entwickeln: Ja, es ist möglich.

Nach Abschluss des Projektes kannte Linn Rose das Unternehmen sehr viel besser und die Perspektive der Gesellschafterin wurde um das operative Alltagsgeschäft und die betrieblichen Zusammenhänge erweitert. „Natürlich kann ich meinem Vater technisch nach wie vor nicht das Wasser reichen. Ich habe aber auch nicht mehr das Gefühl, dass ich das muss. Wir beide führen beispielsweise sehr unterschiedlich.“ Während ihr Vater auf Top-Down in der Führung setzte, führt seine Tochter mit flacheren Hierarchien. „Wir werden einen großen Wandel vollziehen müssen, um in der Druckbranche zukunftsfähig zu sein. Dafür brauche ich ein Team, dass Lust hat, Verantwortung zu übernehmen und selbst Ideen zu entwickeln“, ist Rose überzeugt. Erste Umstellungen hat sie bereits in Angriff genommen. „Wir arbeiten daran, dass sich alle 150 Mitarbeitenden als Teil eines gemeinsamen Wertstroms begreifen können.“ Das bringe mit sich, dass die eigene Verantwortlichkeit nicht an der Abteilungstür aufhört, sondern dass das Team den gesamten Prozess im Blick behält.

Übergabe abgeschlossen

Beinahe drei Jahre hat der Übergabeprozess von Bernd Rose an seine Tochter Linn Rose in Anspruch genommen. „Obwohl sich mein Vater das klare Ziel gesetzt hatte, dass er mit 70 Jahren gerne aus der Firma raus sein möchte, habe ich schon gemerkt, wie sehr er an ihr hängt.“ Das war für die Tochter nicht immer einfach. Durch die tiefe technische Fachkenntnis ihres Vaters blieb er auf dem Weg der Übergabe der Ansprechpartner Nummer eins für die Mitarbeitenden in der Produktion. „Hier das Vertrauen zu gewinnen und zum anderen den Mitarbeitenden zu sagen, dass ich vielleicht noch nicht dieselbe Fachkenntnis meines Vaters vorweisen kann, aber dass sie selbst sich einbringen dürfen, war nicht einfach. Nach und nach spielt sich der neue Führungsstil ein, der Eigenverantwortung bevorzugt. Manchmal ist dieser noch ungewohnt für das Team.“

In diesem Jahr hat Bernd Rose sich endgültig aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen. „Für viele im Team ist es jetzt vielleicht nicht unbedingt einfacher, aber klarer, da es nur noch eine Führungslinie gibt“, sagt die Geschäftsführerin. „Wenn ich unseren Übergabeprozess in einem Wort zusammenfassen müsste, würde ich sagen: gelungen“, schließt Linn Rose. Die Transformation der Führungsstile bleibt weiterhin eine Herausforderung. Die Prozessbegleitung durch Coachin Jäkel-Wurzer trug maßgeblich dazu bei, dass aus Unterschied Bereicherung werden konnte. „Ich hätte nie gedacht, dass mir die Nachfolge im Familienunternehmen so viel Freude bereiten wird“, so Rose. „Ich bin gespannt, wo wir in zehn Jahren stehen werden. Dass wir auch dann noch ein Druckunternehmen sein werden, ist sicher – was wir drucken werden, zeigt die Zukunft.“