„Wir sind schon immer gerne neue Wege gegangen“
Im Juli feiert das Landauer Möbelhaus Ehrmann seinen 30sten Geburtstag. Erst kürzlich hat das Unternehmen expandiert und mit hej-Kitchen neue Küchenstudios eröffnet: hip, feminin, nachhaltig und CO2 neutral. Ein solches Konzept ist neu in der Branche. Kein Wunder also, dass Christina Ehrmann, Nachfolgerin und Tochter der geschäftsführenden Eltern Ingrid und Horst Ehrmann, aus Überzeugung sagen kann, dass bei Ehrmann schon immer gerne neue Wege gegangen wurden.
Im Juli vor 30 Jahren haben die Eltern Ingrid und Horst Ehrmann in Landau ein Möbelhaus übernommen. „Meine Mutter, die zuvor in der Modebranche gearbeitet und einen Blick fürs Schöne hat, räumte zuallererst um: Die schönen Möbel nach vorne ins Fenster. Das war ungewöhnlich. Möbelhäuser waren damals von günstig nach teuer sortiert – ein Möbel musste allem voran praktisch sein, auf die Schönheit kam es weniger an. Vertreter äußerten sich befremdet, dass man das doch so nicht mache.“
Klassisch und tradiert sei die Möbelbranche in vielen Bereichen noch heute, erzählt Christina Ehrmann, die seit 2017 Teil der Geschäftsführung bei Ehrmann ist und gemeinsam mit ihrem Bruder Andreas Ehrmann behutsam die Nachfolge ihrer Eltern antritt. „In unserem Einkaufsverband mit 14 Unternehmen sind gerade mal zwei Frauen vertreten. Aber der Wandel ist da, die Meinung von uns Frauen ist sehr gefragt.“ Warum? Christina Ehrmann stellt im Verkaufsalltag der eigenen Einrichtungshäuser fest: Frauen treffen – bei aller Emanzipation, oder vielleicht auch genau deswegen – oftmals die Entscheidung welches Möbelstück zu Hause einzieht. Funktionalität allein sei schon lange kein alleiniges Entscheidungskriterium mehr.

Social Media beeinflusst Kaufentscheidung
„Als meine Eltern starteten, waren Möbel ein Bedarfskauf. Heute ist die Optik zu einem gewichtigen Auswahlkriterium geworden.“ Social Media trägt dabei maßgeblich zur Kaufentscheidung bei, betont die studierte Handelsmanagerin Christina Ehrmann. „In den Sozialen Medien werden die Menschen mit Schönheit geflutet. Mit dem Gedanken: ‚Wow, so schön könnte es bei mir auch sein‘, kommen sie dann ins Einrichtungshaus.“ Genau dieses Bedürfnis gilt es dann zu befriedigen, ist sich Christina Ehrmann sicher. Gemeinsam mit ihrem Bruder und den Eltern, die ihren Kindern mit ihrem Knowhow weiter zur Verfügung stehen, haben sie das in ein Gesamtkonzept gefasst.
Einmalig: Eigenes Ehrmann Nachhaltigkeitszertifikat
„Wir sind aber noch einen Schritt weitergegangen“, erzählt die junge Unternehmerin. Neben dem Gesamtkonzept, dass das Einkaufserlebnis und die Ausstellungsdidaktik in den Fokus nehmen, hat sich das geschäftsführende Geschwisterpaar auf den Weg Richtung Nachhaltigkeit gemacht. „Privat achte ich auch darauf, mein Leben möglichst umweltverträglich zu gestalten. Es wäre für mich sonderbar, damit beim Betreten des eigenen Unternehmens aufzuhören.“ Überall seien Umweltzertifikate oder Einstufungen zu finden – nicht aber am Produkt Möbel. „Vom ersten Schritt, unseren CO2 Fußabdruck zu kennen haben wir bis heute die Nachhaltigkeit im Unternehmen weit vorangebracht. Da es beispielsweise ein Zertifikat, das ein Möbelstück bezüglich seiner Nachhaltigkeit einstuft, nicht gab, hat es das Nachhaltigkeitsteam um Christina und Andreas Ehrmann kurzerhand selbst entwickelt. „Wer jetzt vor einem Möbelstück in unserer Ausstellung steht, kann durch das Zertifikat genau ablesen, wie nachhaltig dies produziert wurde, welche Rohstoffe verwendet wurden und häufig auch, wie weit der Lieferweg war.“
Kein Knowhow-Verlust durch fließende Übergabe
Die Nachfolge haben die Eltern Ehrmann an beide Kinder übertragen. „Bereits meine Eltern hatten eine klare Aufgabenteilung in der Geschäftsführung. Das übernehmen mein Bruder und ich.“ So ist ihr Bruder Andreas zuständig für Einkauf, Marketing, Digital Business und IT. Christina Ehrmann übernimmt Personal, Logistik und Verkauf. „Ich arbeite unglaublich gerne mit Menschen. Verkauf und Personal sind also meine Wohlfühlzonen. Mein weiteres Steckenpferd ist die Logistik“, erzählt sie. Zu ihr gehören im Hause Ehrmann die Organisation der Kundenauslieferung und der Aufbau von Küchen und Möbeln bei den Kunden.
Noch stehen beide Elternteile mit Rat und Tat zur Seite. Besonders Vater Horst unterstützt Christina Ehrmann im Bereich Personal. Als Mutter von vier Kindern, vom Baby- bis zum Grundschulalter ist Zeit nicht immer vorhersehbar planbar. „Ich weiß, dass ich als Frau in der Geschäftsführung eines eigenen Betriebes große Freiheiten genieße – vor allem ist es die Freiheit, meine Zeit frei einteilen zu können. Für meine Kinder habe ich beruflich pausiert. Hier gibt es gleich den nächsten Vorteil in einem Familienunternehmen: Dadurch, dass Unternehmen und Familie eins sind und die Themen mit nach Hause kommen, bin ich nie ganz raus gewesen.“ Aber, betont sie weiter, trotzdem bleiben es berufliche Zäsuren, die ein Mann so in der Regel nicht hat.
Familientradition der neuen Wege mit hej-Kitchen fortgesetzt
Seitdem alle vier in Kindergarten oder Grundschule gehen, ist Christina Ehrmann wieder voll dabei. Sie hat die„Familienidee“ mit den hej-Kitchen Studios eine Marktlücke zu schließen, weiterentwickelt, so dass Anfang 2025 die ersten Küchen-Einrichtungshäuser eröffnet werden konnten. Das Konzept lehnt sich an das Ehrmannsche Gesamtkonzept an: Das, was Kunden beispielsweise auf Social Media sehen, sollen sie vor Ort erleben können. Der Stil der Ausstellung ist feminin, jede Küche aus recyclebaren und nachhaltigen Materialien, außerdem CO2 neutral und die Qualität ist typisch Ehrmann – aber preislich im Einstiegsbereich, wie Christina Ehrmann betont. „Für eine feminine Note haben wir uns entschieden, da wir festgestellt haben, dass Küchenkauf oftmals Frauensache ist. Also haben wir hier unsere Hauptzielgruppe.“ Dieser Stil zieht sich konsequent durch das neue Konzept der Ausstellung und des Logos. „Beim Logo hatte ich eine genaue Vorstellung. Ich habe es gemeinsam mit der Agentur selbst kreiert“, erzählt sie stolz.
Ehrmann ist mit seinen 700 Mitarbeitenden, seinen sechs Einrichtungshäusern und seinen vier Küchenhäusern innerhalb der letzten 30 Jahre zu einem bedeutenden, mittlerweile überregionalem, Arbeitgeber gewachsen. Mit ihm gewachsen ist ein Familien-Team, das generationenübergreifend von Anfang an den Mut hatte, Dinge anders zu machen. Jetzt führen die Geschwister Christina und Andreas Ehrmann das Unternehmen weiter in die Zukunft. Und auch sie bleiben dem von den Eltern eingeschlagenen Weg treu: Sie gehen ihren eigenen Weg und stoßen, wie ihre Mutter Ingrid damals, eine kleine Revolution der Möbelbranche an: Mehr Erlebnis in den Ausstellungen, mehr Weiblichkeit in einer eher konservativen Branche und vor allem gelebte Nachhaltigkeit, die in jedem ihrer Produkte erkennbar ist.
