Jungunternehmer produziert Nahrungsergänzung rein pflanzlichen Ursprungs in der Südpfalz
„Es ist einige Zeit her, als unsere an PSSM/MIM erkrankte Stute ein Fohlen hatte. Jeder Pferdebesitzer weiß, dass es bei Tieren mit dieser Muskelstoffwechsel-Erkrankung noch wichtiger ist als bei gesunden Pferden, die vorhandene Muskulatur zu erhalten. Bei einer säugenden Stute kommt hinzu, dass das Fohlen mit der Milch auch einen großen Teil der, für den Muskelstoffwechsel wichtigen, Proteine aufnimmt.“ Ralf Stüber, Gründer von Amino Horse und studierter Chemiker, stand damals vor der Problematik sein Pferd mit PSSM/MIM so zu ernähren, dass es ausreichend essentielle Aminosäuren aus der Nahrung aufnimmt. Denn durch die, in diesem Fall besonders wichtige, zuckerarme Ernährung, ist unter anderem das Weiden auf der grünen Wiese nur eingeschränkt möglich. „Wir benötigten also für das Muttertier eine zuckerarme Nahrungsergänzung mit den für den Muskelstoffwechsel relevanten Aminosäuren. Dank meines Studiums wusste ich, wie sich diese fehlenden essentiellen Aminosäuren zusammensetzen. Ich stieg in die Recherche ein und arbeitete mich zunächst durch etliche wissenschaftliche Arbeiten zum Muskelstoffwechsel beim Pferd.“ Sein Ziel war es, eine Lösung zu finden, um auf möglichst natürlichem Weg den Bedarf an essentiellen Aminosäuren zu decken.
„Es sind doch oft persönliche Erlebnisse, die einen auf zündende Ideen bringen“, sagt der Gründer von Amino Horse. „Durch mein wissenschaftliches Hintergrundwissen wusste ich, wo ich ansetzen muss. Für den Muskelstoffwechsel braucht es Aminosäuren, und zwar vor allem die, die der Körper nicht selbst herstellen kann: also essentielle Aminosäuren. Fleischfresser haben es da leichter – sie können sie aus ihrer Nahrung aufnehmen. Aber ein Schnitzel fürs Pferd kommt nicht gut an“, schmunzelt Stüber.
Rund ein Jahr Entwicklung bis zur Marktreife
„Wichtig war mir von Anfang an, essentielle Aminosäuren anbieten zu können, die frei von Füll- und Zusatzstoffen sind und außerdem zu 100 Prozent bioverfügbar. Ich wollte ein Produkt, dass nicht nur Kür ist, sondern das wirklich dann eingesetzt werden kann, wenn ein Problem zugrunde liegt – wie eben bei unserer Stute damals.“ Durch seine Recherchen wusste Stüber bereits, dass es genau zehn Aminosäuren sind, die das Pferd zwar benötigt, aber zu wenig durch die Nahrung aufnehmen kann. Er baute sich ein Netzwerk aus Tierärzten und Futtermittelberatern auf und testete erste Rezepturen an den eigenen Pferden. Ein Jahr hat es gedauert, bis die Rezeptur reif war für den Markt.
„Mir war es wichtig, dass das fertige Produkt wirklich rein pflanzlich ist. Im Bereich Nahrungsergänzung wird gerade die Aminosäure Lysin oft aus Schlachtabfällen hergestellt. Die von mir verwendeten Rohstoffe werden vollständig aus Mais gewonnen. Das bringt mit sich, dass das Rohstoffpulver reinweiß ist.“
Gründung mit Know-How
Die Markteinführung des Produkts im November 2022 ist gleichzeitig das Gründungsdatum von Amino Horse in der Südpfalz. „Ich habe mich zu Beginn für den Weg der ausschließlichen Direktvermarktung entschieden“, sagt Stüber überzeugt. „So kann ich Kunden ein hochqualitatives Produkt zu einem guten Preis anbieten. Mittlerweile bieten wir auch B2B an.“ Klingt nach einem erfahrenen Unternehmer – und das ist er auch. Er ist erst knapp 30 Jahre alt und hat mit Amino Horse bereits das zweite Unternehmen gegründet. „Mein erstes Unternehmen ist ebenfalls ein Ergebnis persönlicher Erlebnisse. Mit Guardian Horse habe ich ein Sicherheitssystem fürs Ausreiten im Gelände auf den Markt gebracht. Der Tracker erkennt selbständig einen Reitunfall und setzt automatisch ein SOS an die Notfallkontakte und gegebenenfalls die Rettung ab.“
Jungunternehmer gewinnt Gründerstipendium
Ralf Stüber weiß, was er tut. Das hat er schwarz auf weiß. Mit seinem Konzept konnte er die kritische Jury von Start.RLP bei der Bewerbung um das Gründerstipendium überzeugen. Sein Wissen rund um die Unternehmensgründung gibt der innovative Jungunternehmer aus Überzeugung an andere Gründungsinteressierte im Rahmen der Gründerschmiede vom KIT Karlsruhe weiter.
„Ich bin der Meinung, dass Unternehmungsgründungen unsere kulturelle, soziale und wirtschaftliche Vielfalt widerspiegeln müssen. Eine gute Idee in einem Produkt umzusetzen, also unter anderem in der Gründung eines eigenen Unternehmens, sollte kein Privileg einer gut informierten und finanziell gut aufgestellten gesellschaftlichen Elite sein.“
Das Unternehmen Amino Horse hat seit November 2022 einen steilen Start hingelegt. Die Absatzzahlen steigen von Woche zu Woche. „Mein Konzept geht auf“, freut sich Stüber. „Durch den weitestgehenden Verzicht auf umfangreiche Marketingstrategien und Werbemaßnahmen kann ich den Kunden ein Produkt höchster Qualität zu einem wirklich guten Preis anbieten.“ Gerade mal knapp 25 Euro für 650 g kostet der Aminosäuremix. Dabei reicht eine Packung rund einen Monat für ein durchschnittlich 500 kg schweres Pferd. „Das Produkt wird gut angenommen. Ich sehe das als eine Bestätigung dafür, dass Amino Horse eine Marktlücke im Bereich Nahrungsergänzungsmittel für Tiere schließt: vegan, ohne Zusatz- und Füllstoffe und höchste Qualität in Deutschland produziert.“