Landauer Unternehmen WEPTECH hält 70 Prozent des Marktanteils im Bereich Smart Meter Gateway
Am Eingangstor der Stadt Landau, an einem der prominentesten Industriestandorte der Region, direkt nach der Autobahnabfahrt Landau-Mitte, setzt die WEPTECH elektronik GmbH mit beständigem Wachstum und Innovationen Maßstäbe. Trotz der Herausforderungen in der Wirtschaft bleibt das Unternehmen auf Expansionskurs und beweist, dass Fortschritt auch in stabilen Zeiten möglich ist. Von außen unscheinbar, verbirgt sich in der rund 4.000 Quadratmeter großen Halle die Produktion hochmoderner Elektrotechnik auf höchstem technischen und digitalen Niveau – und das unter höchsten Sicherheitsstandards, die vom Bundesamt für Sicherheit der Informationstechnologie (BSI) festgelegt sind.
Aus einem Ein-Mann-Betrieb hat Geschäftsführer Oswald Maurer in drei Jahrzehnten ein innovatives Unternehmen geformt, das mit derzeit 330 Mitarbeitenden weiter auf Expansionskurs ist. Schon im kommenden Jahr wird eine weitere Produktionshalle eingeweiht, in der rund 70 zusätzliche Mitarbeitende beschäftigt werden.
WEPTECH ist auf die Produktion des digitalen Kommunikationsbausteins für intelligente Mess- und Regelungstechnik, dem sogenannten Smart Meter Gateway (SMGW), spezialisiert.
Das Landauer Unternehmen macht mit seiner Technologie digitale Zähleinrichtungen, die sogenannten „Smart Meter“, kommunikationsfähig. So können diese ihre Zählerstande von Strom, Gas, Wasser und Wärme vom Verbraucher zu den Messdiensten, also beispielsweise zu den örtlichen Stadtwerken, übertragen. Weil die SMGWs aber noch wesentlich mehr können, als Daten übertragen, sind sie ein wichtiger Baustein in der Transformation des deutschen Energiesektors und zum Erreichen der Klimaziele.
Smart Metering: Ohne „Smart Meter Gateway“ eine halbe Sache
Das SMGW ist unscheinbar. Sein Äußeres lässt nicht im Geringsten darauf schließen, dass sich im Inneren ein Tausendsassa verbirgt: Ein etwa faustgroßes, blauweißes Kästchen, gefüllt mit sicherheitsrelevanter High-End Technologie. Es wird in den Zählerschrank eingebaut oder direkt auf den Stromzähler gesetzt.
Er ist das Kernstück intelligenter Messsysteme: Es ist der hochsichere, vom BSI zertifizierte und in Landau, in gesicherter Umgebung, gefertigte Kommunikationsbaustein, der die Zählerstände an einer Verbrauchsstelle einsammelt und diese über das Mobilfunk- oder aber über das Stromnetz- in Echtzeit in das Internet und weiter zu den Messdiensten überträgt.
Dabei sind die SMGWs Teil eines Datennetzes, das in Zukunft alle dezentralen Energieerzeuger und -verbraucher – also auch alle Privathaushalte – mit den Betreibern der Versorgungsnetze verbindet. Über dieses Datennetz messen, steuern und regulieren die Netzbetreiber den Energiefluss und sichern somit die Stabilität des jeweiligen kommunalen Versorgungsnetzes. Außerdem kann die Energieverteilung optimiert werden. Lieferengpässe werden so vermieden.
Lösung für mögliche Energie-Engpässe
Die Energiewende – hin zu regenerativen Energien – bringt mit sich, dass es Phasen mit weniger Energie im Netz geben wird. Deswegen hat der Gesetzgeber festgelegt, dass die Energieversorger in solchen Zeiten einzelne Verbraucher wie Wärmepumpen oder Wallboxen auf 4,5 kW abregeln können. Einerseits soll dadurch eine gleichmäßige Verteilung der knappen Ressource sichergestellt werden, andererseits wird dadurch die Überlastung der unzureichend dimensionierten örtlichen Verteilnetze verhindert.
Das Smart Meter Gateway ist folglich der Bausteine, über den das gesamte Verteilnetz von elektrischer Energie in Balance gehalten werden kann. Daraus ergibt sich die besondere Relevanz für die öffentliche Sicherheit und es erklärt, warum die Produktion bei WEPTECH vom BSI zertifiziert wurde und strengsten Sicherheitsrichtlinien unterliegt.
Die Endmontage und Konfiguration der Geräte geschieht daher in einem besonders gesicherten Bereich der Produktionshalle, aus dem die mit dem Bundesadler gekennzeichneten Geräte in digital verschlossenen Transportboxen und unter weiteren Sicherheitsvorkehrungen an die Messstellenbetreiber ausgeliefert werden.
WEPTECH ist das erste Unternehmen, das vom BSI für die Serienproduktion dieses Kommunikationsbausteins zertifiziert wurde und fertigt heute in Landau etwa 70 Prozent aller in Deutschland installierten SMGWs.
SMGWs sind keine Einbahnstraße
„Wir erleben gegenwärtig einen Paradigmenwechsel im deutschen Stromnetz“, erklärt der Elektrotechniker und WEPTECH Inhaber Maurer. „Da unser nationales Stromnetz kaum über Speicher verfügt, müssen sich eingespeiste und verbrauchte Energie stets die Waage halten. In der Vergangenheit wurde über große Kraftwerke immer so viel Energie eingespeist, wie die Summe aller Verbraucher gerade benötigte. Mit der Transformation des Stromsektors, weg von fossilen und hin zu dezentralen erneuerbaren Energieträgern, wird der Verbraucher nun zum Prosumer, also sowohl Producer wie auch Consumer.“
Von Verbraucherseite können durch die SMGWs Stromerzeuger und -verbraucher im Privatgebäude gesteuert werden. Der Verbraucher kann, da ihm über das SMGW die momentanen Preise für die Energieträger angeboten werden, nach wirtschaftlichen Aspekten entscheiden, ob er Strom aus seiner PV-Anlage ins Netz, in sein E-Auto oder gegebenenfalls in einen vorhandenen Speicher lädt. Außerdem kann er entscheiden, wann er zu welchem Tarif Strom aus dem Netz beziehen möchte, weil dieser beispielsweise aufgrund von viel Sonne und Wind gerade günstig angeboten wird.
Durch eine tarifgeführte intelligente Steuerung kann der Prosumer so seinen Verbrauch und die Einspeisung von elektrischer Energie nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten optimieren.
Ausbildungsmöglichkeiten in die Region geholt
„Die digitale Transformation des deutschen Energiesektors befindet sich zurzeit noch in einem sehr frühen Anfangsstadium. Noch sind weniger als fünf Prozent der erforderlichen SMGWs installiert und die ersten nachgelagerten Managementsysteme wurden soeben erst zertifiziert“, erklärt Maurer.
Gerade hier eröffne sich für die Industrie ein weites Feld für die Entwicklung und die Produktion intelligenter digitaler Lösungen mit gravierendem wirtschaftlichem Effekt für die Prosumer. Allerdings stehen alle Unternehmen in Anbetracht der großen Herausforderungen und Möglichkeiten vor dem gleichen Problem – dem Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften in der Schnittstelle zwischen Elektrotechnik und Informatik.
WEPTECH hat deswegen eine Lösung des Problems selbst in die Hand genommen und zusammen mit einigen Technologieunternehmen aus der Region das Technologie-Netzwerk Südpfalz e.V. gegründet. Das widmet sich seither intensiv der Gewinnung und Ausbildung der Fachkräfte für dieses Spezialgebiet.
Mit der Unterstützung von WEPTECH und dem Technologie-Netzwerk entstand so die „Fachschule für Informationstechnik-Digitalisierung“ an der Berufsbildenden Schule Bad Bergzabern, der Bachelor-Studiengang „Digital Engineering“ als Außenstelle der Hochschule Kaiserslautern in Germersheim und das „ZTL – Zentrum für Technikkultur“ in Landau mit einem breiten praktischen Angebot, auch für Kinder und Jugendliche.
„Einen Beruf können wir bislang allerdings nicht abbilden: Den der Mitarbeitenden an unseren weitestgehend automatisierten Produktionslinien. Das Führen einer solchen komplexen Linie zur Fertigung von elektronischen Baugruppen erfordert einen Querschnitt von Wissen aus verschiedenen Fachrichtungen und findet sich so in keinem Berufsbild wieder. Trotz akutem Bedarf können Betriebe auf diesem Gebiet auf keine passende Berufsausbildung zurückgreifen und müssen stattdessen in eigener Regie Mitarbeitende im Betrieb umschulen. Branchenfremde Mitarbeitende benötigen dabei etwa zwei Jahre, bis sie das Wissen und die Fähigkeit zur eigenverantwortlichen Linienführung erlangt haben“, so Maurer. Im globalen Wettbewerb erweise sich dies als ein erheblicher Nachteil.
Flache Hierarchien: Gut fürs Betriebsklima
„Natürlich macht es die lange Ausbildungsdauer noch wichtiger, als es in Zeiten von Fachkräftemangel ohnehin der Fall ist, seine Mitarbeitenden im Betrieb zu halten. Für uns ist eine gesunde Unternehmenskultur nahezu existenziell. Flache Hierarchien und ein respektvoller kollegialer Umgang sind die Basis für ein gutes Arbeitsklima“, betont Maurer.
Seine Frau Karola leitet die Personalabteilung und bietet mit ihrem Team für die mittlerweile aus 27 Ländern stammenden Mitarbeitenden Unterstützung weit über das übliche Maß hinaus: Deutschunterricht im Betrieb, Hilfestellung bei Behördengängen und Wohnungssuche sind nur einige Beispiele dafür. Ergänzt werden diese unter anderem durch eine Betriebliche Altersvorsorge mit kompetenter Beratung, Bike-Leasing, kostenfreie Getränke und frisches Obst sowie einen Fitness-Zuschuss.
Branche hat keine Zukunftssorgen
Bis 2030 soll der Rollout von 15 Millionen Smart Meter flächendeckend erfolgt sein. „Wir fahren unsere Produktion von Smart Meter Gateways deshalb von gegenwärtig 700.000 auf 1,5 Millionen Geräte im Jahr hoch. Dafür erweitern wir unsere räumlichen, maschinellen und personellen Ressourcen in 2025 noch einmal deutlich“, so Oswald Maurer. „Auch wenn wir uns natürlich freuen, zurzeit etwa 70 Prozent aller verbauten SMGWs aus Landau zu liefern – gegen mehr Konkurrenz hätte ich nichts. Das würde auch Druck von unserem Betrieb nehmen“, lächelt der Landauer Unternehmer.
„Der Markt für Digitalisierung ist riesig und wir liefern die Technik dafür“, schließt Maurer. Diese Branche wird weiter auf Wachstumskurs sein, dessen ist er sich sicher.