Work-Life-Balance im Handwerk?

Malermeisterbetrieb Wöschler erhält Auszeichnung

Ist eine gute Work-Life-Balance im Handwerk machbar? Das habe ich Andreas Wöschler, Seniorchef des gleichnamigen Malereibetriebes gefragt. Diese Woche besuchte ich ihn an seinem Firmensitz in Maximiliansau. Wie schafft es ein Betrieb der Handwerksbranche, wo sehr viel Arbeit mit hohem Zeitdruck an mindestens sechs Tagen die Woche  doch weit verbreitet sind, die Auszeichnung als „Attraktiver Arbeitgeber Rheinland-Pfalz 2022“ zu erhalten? Diese Urkunde hatte Ministerin Daniela Schmitt vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Andreas Wöschler und seinem Sohn Paul im November feierlich überreicht.

Es geht doch darum, Arbeit und Leben in Einklang zu bringen

„Natürlich ist das nicht selbstverständlich und es ist auch nicht einfach“, antwortet mir Andreas Wöschler auf meine Frage nach der Work-Life-Balance. „Letztendlich  geht es darum, Arbeit und Leben in Einklang zu bringen. Findet Leben nicht auch während der Arbeit statt? Ich lege ganz viel Wert auf ein familiäres und wertschätzendes Miteinander in meinem achtköpfigen Team. Jedem einzelnen bringe ich viel Vertrauen entgegen und biete Transparenz für meine Entscheidungen und Planungen. Zuverlässigkeit, gute Arbeit sowie den Mut mitzudenken bekomme ich als Gegenleistung“.

„Und wie sieht es mit Ihrer eigenen Work-Life-Balance aus“, frage ich weiter.

„Das Bewusstsein und den Wunsch, nicht nur arbeiten, sondern auch leben zu wollen,  entwickelte sich schon vor über 20 Jahren, bei mir genauso wie bei meiner Frau, die auch viele Jahre im Betrieb mitgearbeitet hat. Die Planung von Freizeit wurde deshalb Teil meines unternehmerischen Handels, meiner langfristigen Planungen,  und war natürlich auch oft ein Garant für Zielkonflikte“.

Mit 72 Jahren noch auf die Baustellen fahren?

Das kommt für Andreas Wöschler nicht in Frage. „Na, Gott sei Dank!“, grinst sein Sohn Paul neben ihm und wendet sich an mich, „Dass mein Bruder oder ich den Betrieb einmal übernehmen würden, war natürlich schon immer der Wunsch meines Vaters. Aber die Entscheidung dafür oder dagegen lag letztendlich nur bei mir.

Meine Ausbildung war eigentlich wie aus dem Lehrbuch: an die Lehre zum Maler und Lackierer habe ich schnellstmöglich die Meisterausbildung und auch den Betriebswirt angeschlossen. Aber bevor ich mich endgültig entschieden habe, war ich erstmal weg: Ein dreiviertel Jahr habe ich die Welt bereist, viel gesehen und viel erlebt. Und heute: Ich weiß, dass ich hier leben und arbeiten möchte!“

Gemeinsam zur erfolgreichen Übergabe             

Ob der Juniorchef denn neben seinem erfahrenen Papa akzeptiert wird, möchte ich gerne wissen. „Zu allererst akzeptiert und respektiert mich mein Vater. Ein ‚Das haben wir schon immer so gemacht‘, gibt es nicht. Meine Ideen für Veränderungen in Arbeitsprozessen z.B. mithilfe von Digitalisierung kann ich jederzeit einbringen. Schon früh hat mich mein Vater mit zu Kundengesprächen genommen und mit Achtsamkeit wuchs ich in die Führungsrolle hinein.“

Andreas Wöschler nickt und ergänzt: „Den Betriebsübergang, der in endgültig 2024 vollzogen wird, hat eigentlich schon vor vielen Jahren begonnen. Das Team, die Kunden und Lieferanten haben wir mit in diesen Prozesse einbezogen.“

Text und Interview von Maria Farrenkopf,
Leitung Kreiswirtschaftsförderung Landkreis Germersheim