Julie Glaesner ist Organisationsentwicklerin beim mittelständischen IT-Systemhaus BRANDMAUER IT in Bellheim. Gleich nach ihrem BWL-Studium hat sie ihr Können, ihre Ideen und somit einen neuen Spirit ins Unternehmen gebracht. Mit Erfolg? Das frage ich sie in einem Interview.
Liebe Frau Glaesner, Sie sind ja ein „Nordlicht“. Wie kamen Sie in die Südpfalz?
„BWL habe ich tatsächlich in Kiel studiert. Ein Praktikum hatte ich dabei genutzt, um mal etwas raus zu kommen aus dem nassen Norden und mich im Süden umzusehen. Da kam mir Karlsruhe als zweitsonnigste Stadt sehr gelegen. Bereits in meinem Studium hatte ich mich auf Projekt- und Changemanagement spezialisiert und in diesen Themen meine berufliche Leidenschaft gefunden. Ich blieb nach dem Praktikum in Karlsruhe, bildete mich weiter fort und lernte in diesem Zusammenhang das Cyberforum kennen – und die mich.
So bekam Volker Bentz als dortiges Mitglied mein Profil in die Finger und er fand diejenige, von der er gar nicht wusste, dass er sie gesucht hat, für eine Stelle, die es bis dato nicht bei ihm gab. Eine Werkstudententätigkeit in seinem Hause habe ich neben der Thesis dann bereits dafür genutzt, tiefgehend das Unternehmen sowie die einzelnen Menschen darin zu verstehen und um sukzessive erst kleinere, dann größere Themen anzugehen und besser zu machen. Der Samen für einen kompletten Change Prozess bei BRANDMAUER IT war gesät.“
Sie haben die Organisation und die Kommunikation im Unternehmen tatsächlich komplett umgekrempelt?
„Veränderungen hängen von Veränderungsbereitschaft ab. Diese gilt es zur Unternehmenskultur zu machen. Wenn man es im Berufsalltag nicht gewohnt ist, stets nach Verbesserungen zu suchen, diese auszuprobieren und anzunehmen, ist man erstmal kritisch. Umso kritischer, wenn eine junge Kollegin frisch von der Hochschule kommt und einiges verändern will, was bereits seit vielen Jahren das Arbeitsleben so selbstverständlich bestimmt. Und wo soll man überhaupt die zusätzliche Zeit oder Energie hernehmen neben dem Tagesgeschäft? Um Kultur zu verändern, braucht man definitiv neben einer guten Portion Motivation auch Belastbarkeit und Durchhaltevermögen sowie Rückendeckung von der Geschäftsleitung.
Der Schlüssel war Kommunikation. Wir haben in einem freiwilligen Team zunächst ein gemeinsames Verständnis geschaffen und uns über verschiedene Modelle und Werkzeuge Gedanken gemacht. Diese sind im ersten Schritt leichter zu fassen als die Unternehmenskultur selbst. Zunehmend haben wir weitere Kollegen eingebunden. Ich habe mit jedem Einzelnen geredet, um seine Problemlagen aufzunehmen und ihn in die Lösungsansätze mit einzubinden. Dabei habe ich immer optimistisch und mit voller Überzeugung kommuniziert und hatte einige Mitstreiter, ohne die der Wandlungsprozess nicht möglich gewesen wäre.“
Sieht der Tag eines Mitarbeitenden jetzt tatsächlich ganz anders aus?
„Wir sind heute ein sehr stolzes Team. Stolz auf uns und auf unser Unternehmen. Wir wissen und schätzen, was wir leisten und wofür wir befähigt sind.
Unsere Teams arbeiten sowohl in sich als auch übergreifend sehr eng zusammen. Trotz einem Mehr an Kommunikationskanälen ist die Produktivität deutlich gestiegen, weil nun jeder mehr verantwortlich selbst entscheidet sowie einen hohen Anspruch an seine eigene Arbeit und die der anderen hat. Wir pflegen dabei eine sehr offene Feedbackkultur. Die Kollegen sprechen an, was sie freut oder stört und arbeiten gemeinsam an Lösungen, seien es Prozesse, Arbeitsweisen, Erwartungen, oder die Kommunikation selbst. Verbesserungen gelingen durch Ausprobieren neuer Wege und Nachjustieren in der Retrospektive, anstatt von vornherein nur nach Gegenargumenten zu suchen. Die Geschäftsführung kann sich zunehmend aus dem Tagesgeschäft raushalten und an Unternehmensstrategien arbeiten, statt die kleinen Brände im Betrieb zu löschen. In meinen Mitarbeitergesprächen geht es vor allem um die eigene fachliche und persönlich Entwicklung sowie den eigenen Einfluss auf die Firma, wie weit man gekommen ist und wo man hinwill. Auch die Zahl unserer Fort- und Weiterbildungen ist auf einem Höchststand.“
Was sind Ihre nächsten Pläne? Der Preis als „Attraktiver Arbeitgeber RLP“, der der BRANDMAUER IT im vergangenen Herbst verliehen hatte, ist die Frucht vor allem Ihrer Arbeit. Dabei hat Sie der Firmeninhaber und Geschäftsführer Volker Bentz jederzeit unterstützt.
„Der Erfolg gibt uns recht. Wir bilden Fachkräfte aus und können sie halten! Einige junge Talente machen zum Sommer hin ihren Ausbildungs- oder Studienabschluss und werden nun voll bei uns einsteigen. Wir haben unseren Vertrieb komplett neu aufgesetzt und werden unsere IT-Security-Sparte deutlich ausbauen. Darüber hinaus planen wir intern unsere eigene interne Videolernplattform aufzubauen sowie interne Trainingsformate auszubauen.“
Vielen Dank, Frau Glaesner!
Interview und Text: Maria Farrenkopf